Auf anderen Pfaden wandeln
Vom 4. – 10. Juni habe ich mit dem Discus CS am ersten DSV-Streckenflugtraining in Lüsse teilgenommen. Eine grandiose Veranstaltung, nicht nur wegen des für dieses Jahr galaktischen Wetters, sondern auch, weil sich eine sehr gut zusammenpassende Gruppe von hoch motivierten Segelfliegern zusammengefunden hat. Ein riesiger Dank an die Organisatoren vom FCC.
Das auf Praxis und Theorie ausgelegte Konzept mit intensiver Trainerbetreuung ist voll aufgegangen. Beim morgendlichen Briefing wurde zunächst eine intensive Wetteranalyse und darauf aufbauend die fliegerische Tagesnutzung vorgenommen. Begleitet wurde dieser Teil durch den DSV-Partner TopMeteo, Bernd Fischer lieferte fernmündlich die Beratung, auf die sich die Organisatoren rundherum verlassen konnten. Abends wurden die Flüge im De-Briefing analysiert und beim gemeinsamen Abendessen weiter diskutiert.
Die Teilnehmer mit den unterschiedlichen Erfahrungen und den Leistungen ihrer Flugzeuge bildeten mit je einem Doppelsitzer und dem Trainer fünf Trainingsteams. Die Aufgabe bestand darin, die Tagesaufgabe möglichst geschlossen und optimal zu absolvieren. In der Praxis konnte das auch bedeuten, dass der Doppelsitzer und ein Einsitzer gezielt zu einem Einsitzer abgestiegen sind, der den Anschluss an die Gruppe verloren hatte. Aufgrund der teilnehmenden Flugzeuge wurden täglich zwei Aufgaben gestellt, wobei die Größenordnung sich nicht an den maximal möglichen Kilometerzahlen orientierte, sondern an der mit hoher Wahrscheinlichkeit erfüllbaren Strecke. Jeder Tag konnte genutzt werden – Aufgaben von 250 bis 500 Kilometer zeigen, dass das Camp im richtigen Wetterfenster flog. Hierbei konnten auch Flüge bis nach Polen hinein absolviert werden. Flugsicherheit stand bei allen Formen des Trainings im Vordergrund. Die Teilnehmer haben wechselnd mit erfahrenen Trainern im Doppelsitzer ihr Wissen und ihre Erfahrung im Streckenflug verbessert und diese am nächsten Tag im Einsitzer direkt selbst im Team begleitet umgesetzt.
Vorträge und Beiträge zu diversen Themen ergänzten die Streckenflugtheorie und vor allem die Flugpraxis mit interessanten Aspekten. Insbesondere der Vortrag von Bruno Gantenbrink zu dem einfach klingenden Thema „Was ist Segelfliegen?” eröffnete viele Denkanstöße und gut durchdachte Lösungsansätze. Viele Segelflieger erhalten nach der Grundausbildung im Segelflug – und Erwerb der Lizenz – auf dem Weg zum Streckenflug oft keinerlei oder bescheidene Unterstützung ihres Umfeldes. Daher sind zu Anfang des Streckenfluges häufig Misserfolge und Frustrationen fast normal. Der DSV will gerade an dieser Stelle als zentraler Fachverband mit diesem Konzept erheblich mehr leisten. Ziel ist die Weiterbildung zur Fähigkeit zum Streckenflug, der Weg zur Freude am Fliegen über Erfolge und weniger die Aufrechterhaltung eines Meisterschaftswesens. Wir sind sicher, dass mit dem entwickelten und immer wieder angepassten Konzept die Breite der Segelflieger angesprochen wird.
Das erste DSV-Streckenflugtraining hat sich als voller Erfolg erwiesen. Den Teilnehmern wurde ein ihrem Leistungsvermögen entsprechender Anreiz gesetzt, mit Freude und Erfüllung Streckenflugerfahrung zu genießen. Dieser Breitensportaspekt ist im DSV als Schlüssel erkannt, Mitglieder anzusprechen und gemeinsam neue Erfahrungen im Segelflug zu gewinnen.
Eins ist sicher: 2019 bin ich wieder dabei beim DSV-Streckenflugtraining!
Gerhard Rademacher